9. Epilog

In den vorangegangenen Kapiteln wurde erstmals der Versuch unternommen, den Stand der Diskussion zu Qualitätsstandards der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen in unterschiedlichen Handlungsfeldern möglichst knapp zusammenzufassen, um eine für die Praxis anregende und hilfreiche Handreichung zu bieten. Gegenüber der Vorgängerbroschüre „Qualitätsstandards für Beteiligung von Kindern und Jugendlichen“ (BMFSFJ 2015, 3. Aufl.) sollte nicht nur der aktuelle Stand der Fachdiskussion aufgenommen werden; wichtig war auch, gegenüber dem damaligen Fokus auf die Kindertageseinrichtungen, die Schule, die Kommune, die Kinder- und Jugendarbeit und die Hilfen zur Erziehung den Blick zu erweitern und zusätzliche Handlungsfelder einzubeziehen – ohne gleich dem Anspruch auf Vollständigkeit entsprechen zu wollen und zu können.

Von Beginn an waren die Qualitätsstandards für Kinder- und Jugendbeteiligung als Beitrag und Impuls für einen weiteren gemeinsamen Lern- und Entwicklungsprozess konzipiert worden. Die Diskussion über Qualitätsstandards der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen sollte nicht zusammengefasst werden, sondern vorrangig angeregt und intensiviert werden. Zugleich bilden die Qualitätsstandards eine zentrale Grundlage für den weiteren Dialog im Rahmen des „Nationalen Aktionsplans für Kinder- und Jugendbeteiligung“.

Bei alledem erwies sich die Arbeit an den Qualitätsstandards für Kinder- und Jugendbeteiligung als ein Lernprozess. Vor allem der im Lauf der Arbeit sich immer stärker herauskristallisierende Anspruch, die Beiträge auf die Qualitätsstandards zu fokussieren, benötigte zusätzliche Zeit.

Dabei wurden drei Herausforderungen sichtbar:

  1. Es lassen sich große Unterschiede in Bezug auf die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen und erst recht auf die entsprechenden Qualitätsstandards zwischen den hier in den Blick genommenen Handlungsfeldern beobachten. Während man in dem einen Feld gleichsam auf eine breite Diskussion zurückgreifen kann, stehen andere Bereiche erst am Anfang.
  2. Ganz offensichtlich bedarf es weiterer Differenzierungen innerhalb der Handlungsfelder. An vielen Stellen wurden in den vorangehenden Kapiteln Praxisangebote zusammengefasst, die es gerade unter der Perspektive der Beteiligung verdienen würden, eigens diskutiert zu werden.
  3. Auch wenn versucht wurde, den Beteiligungsbegriff nicht zu entgrenzen, so zeigt sich an vielen Stellen doch noch immer erheblicher Klärungsbedarf bezüglich der Frage, was jeweils unter Beteiligung verstanden werden kann und sollte, welche Ansprüche und Verbindlichkeiten damit verbunden und welche Voraussetzungen dafür jeweils erforderlich sind.

Vor diesem Hintergrund stellen die vorliegenden Qualitätsstandards für Kinder- und Jugendbeteiligung – das wurde schon in der Einleitung angedeutet – einen Zwischenschritt dar. Sie verstehen sich einerseits als Aktualisierung und Fortschreibung der erwähnten „Qualitätsstandards für Beteiligung von Kindern und Jugendlichen“ aus dem Jahr 2009 (3. Aufl. 2015) und wollen andererseits vor allem die Diskussion um Qualitätsstandards und ihre Weiterentwicklung in der Praxis anregen. Die Qualitätsstandards sollen zudem niemandem vorgeschrieben werden, sie funktionieren nicht top-down. Wenn es aber einen Wunsch der Herausgeber und der Autor*innen gibt, dann wäre es die intensivere Befassung mit Qualitätsstandards der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen in der Zukunft. Die Broschüre macht deutlich, dass noch einiges an Arbeit auf alle Beteiligten wartet.